Die friesische und die dänische Minderheit sowie die Minderheit der deutschen Sinti und Roma haben mehr Teilhabe an der Programmgestaltung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk verdient. Hierzu gehört auch ein fester Sitz für die Minderheiten im NDR-Rundfunkrat. Die Rundfunkräte kontrollieren vor allem die Einhaltung der Programmgrundsätze und setzen sich aus Vertretern gesellschaftlich relevanter Gruppen zusammen. Der ZDF-Fernsehrat hat hier bereits im Jahr 2016 im Sinne der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen nachgebessert. Es ist nicht nachvollziehbar, warum der NDR bei der Besetzung des Gremiums seit Jahren Verhinderungspolitik betreibt.
Es ist zu begrüßen, dass im neuen NDR-Staatsvertrag 2021 die Verpflichtung aufgenommen wurde, Regional- und Minderheitensprachen künftig besser zu berücksichtigen. Nun müssen aber auch Taten folgen. Die Realität sieht nämlich anders aus.
So stehen der friesischen Volksgruppe wöchentlich etwa fünf Minuten Sendezeit in friesischer Sprache zur Verfügung. Nördlich und südlich der dänischen Grenze haben die jeweiligen Minderheiten mit Geoblocking zu kämpfen. Der niederdeutschen Sprache wird immerhin ein wöchentlicher Sendeanteil von etwa 15 Minuten an der Programmgestaltung zuteil. Romanes und Dänisch finden im ÖRR gar nicht statt.
Eine Beteiligung der Minderheitenvertretungen in Rundfunkräten und Landesmedienanstalten könnte auch dazu beitragen, die für die Programmgestaltung zuständigen Personen für diskriminierende Berichterstattung zu sensibilisieren und diese durch Entwicklung entsprechender Programmrichtlinien in Zukunft zu verhindern. So gehört es beispielsweise noch heute zur Lebensrealität von Sinti und Roma in Deutschland, dass Diskriminierung durch negative Stereotypen in der Fernseh- und Filmberichterstattung oder durch vorurteilsschürende Bebilderungen von Nachrichten verstärkt und reproduziert wird.
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