Status: | Beschluss |
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Beschluss durch: | Landesparteitag |
Beschlossen am: | 19.02.2022 |
Antragshistorie: | Version 1 |
A 3 - Du gehst deinen eigenen Weg – Berufliche Bildung, Hochschule und lebenslanges Lernen
Text
A. 3. Du gehst deinen eigenen Weg – Berufliche Bildung, Hochschule und
lebenslanges Lernen
Die berufsbildenden Schulen und Regionalen Berufsbildungszentren (RBZ) sind eine
starke Säule in unserem Bildungssystem. Mit ihren verschiedenen Schularten
bieten sie Jugendlichen und jungen Erwachsenen neben der dualen Ausbildung an
der Berufsschule viele weitere Möglichkeiten, sich auf eine Ausbildung
vorzubereiten, fachschulische Ausbildungen zu absolvieren und Schulabschlüsse
bis hin zur allgemeinen Hochschulreife zu erlangen. Dieses flexible System
wollen wir stärken und ausbauen.
A. 3. 1. Berufliche Bildung und das SHIBB stärken
In der vergangenen Wahlperiode ist das GRÜNE Konzept des Schleswig-
Holsteinischen Instituts für Berufliche Bildung (SHIBB) umgesetzt und so die
berufliche Bildung gestärkt worden. Mit seinen 5.000 Lehrkräften an
berufsbildenden Schulen ist es am 1. Januar 2021 an den Start gegangen,
zugeordnet zum Wirtschaftsministerium. Wir werden das SHIBB wieder dem
Bildungsministerium zuordnen. Sämtliche Prozesse der Ausgestaltung vom Übergang
Schule und Beruf, der Vergleichbarkeit von Schulabschlüssen allgemein- und
berufsbildender Schulen, der beruflichen Orientierung, der Vergleichbarkeit von
Personalentwicklung und Lehrkräftebildung wollen wir, wie ursprünglich geplant,
unter einem Dach zusammenführen.
In den vergangenen Jahren sind die Schüler*innenzahlen an den berufsbildenden
Schulen einschließlich der Regionalen Berufsbildungszentren (RBZ)
zurückgegangen. Das führt zum Teil zu sehr kleinen Klassen in einigen
Ausbildungsberufen, die durch die berufsbildenden Schulen einschließlich der RBZ
schwer zu kompensieren sind. Wir wollen deshalb mit den Schulen, Schulträgern
und allen Akteur*innen partnerschaftlich eine landesweite
Schulentwicklungsplanung auf den Weg bringen, um allen Standorten eine
Perspektive zu geben.
Wir wollen flächendeckend alle berufsbildenden Schulen in Regionale
Berufsbildungszentren umwandeln. So können sie flexibler auf regionale Bedarfe
in der Ausbildung reagieren.
A. 3. 1. 1. Berufliche Orientierung – Kooperation ist das Ziel
Eine intensivere berufliche Orientierung an den allgemeinbildenden Schulen
gemeinsam mit der Agentur für Arbeit, den Coaches und Betrieben ist ein
wichtiger Baustein. Ziel ist, dass Jugendliche ihre Stärken erkennen, sich über
ihren Ausbildungs- oder Studienwunsch klar werden und sich rechtzeitig bewerben.
Die Berufsschullehrkräfte mit ihrer Erfahrung zu Anforderungen und Möglichkeiten
in den verschiedenen Berufszweigen können hier an den allgemeinbildenden Schulen
unterstützen. Deshalb wollen wir den Einsatz von Berufsschullehrkräften in der
beruflichen Orientierung der allgemeinbildenden Schulen prüfen und auch Modelle
unterstützen, in denen die Schüler*innen der allgemeinbildenden Schulen im
Rahmen der beruflichen Orientierung in die Werkstätten der berufsbildenden
Schulen einschließlich der RBZ kommen.Die Netzwerke und Strukturen der
Jugendberufsagenturen wollen wir hierin einbeziehen.
A. 3. 1. 2. Ausbildungsgarantie
Wir werden das Ziel der Bundesregierung, allen Jugendlichen eine
Ausbildungsgarantie zu einer vollqualifizierenden Berufsausbildung zu
ermöglichen, in Schleswig-Holstein aktiv unterstützen und umsetzen. Ziel ist es,
dass jede*r Jugendliche die Chance auf einen Ausbildungsplatz im Betrieb oder
betriebsnah in den beruflichen Schulen oder bei freien Trägern bekommt. Auch
Jugendliche mit Lernschwierigkeiten sollen mit Hilfe aller Akteur*innen eine
faire Chance auf einen Ausbildungsabschluss bekommen.
Dazu gehört für uns auch in den beruflichen Schulen der Ausbau und die
ausreichende Kapazität und Ausstattung des DAZ-Bereiches sowie weitere
Möglichkeiten des Spracherwerbes für nicht muttersprachliche Auszubildende. So
wollen wir ermöglichen, dass auch junge Erwachsene, die neu zugewandert oder
geflohen sind, einen Schulabschluss erreichen können. Denn dadurch erhöhen wir
wiederum die Chance auf den Zugang zu einer Berufsausbildung und einem
qualifizierten Berufseinstieg.
A. 3. 1. 3. Fachkräftesicherung gemeinsam mit Betrieben
Für eine ausreichende Zahl von betrieblichen Ausbildungsplätzen ist es
notwendig, dass die Betriebe ihre Anstrengungen weiter erhöhen, diese zur
Verfügung zu stellen. Eine ausreichende Anzahl von besetzten Ausbildungsplätzen
ist die Voraussetzung für den Erhalt eines vielfältigen Angebots an
Berufsschulklassen in der Fläche. Hierzu soll das SHIBB gemeinsam mit den
Akteur*innen im berufsbildenden Bereich eine Strategie für die kommenden Jahre
erarbeiten. Die Möglichkeiten in der beruflichen Bildung weitere Praktika und
Auslandsaufenthalte absolvieren zu können, ist entscheidend für die
Attraktivität einer Ausbildung. Hierfür wollen wir ein Modellprojekt initiieren.
A. 3. 1. 4. Durchlässigkeit zwischen beruflicher und akademischer Bildung –
Berufshochschule
Wir setzen uns für die Weiterentwicklung der Durchlässigkeit zwischen
beruflicher und akademischer Bildung ein. Im Rahmen einer Institutionalisierung
soll die Zusammenarbeit von Fachhochschulen, berufsbildenden Schulen und
Betrieben ausgebaut werden. Wir wollen über diese Kooperation das Konzept einer
Berufshochschule umsetzen, die zunächst einen Berufsabschluss und perspektivisch
einen Bachelor-Abschluss einschließt. Durch diese Lernortkooperation wird die
duale Ausbildung attraktiver und durchlässiger.Duale Studiengänge sind uns
wichtig, um den enormen künftigen Fachkräftebedarf in vielen Branchen zu decken.
Wir setzen uns daher für eine Aufstockung der Plätze ein.
A. 3. 2. Hochschule und Wissenschaft
Wir wollen auch in den nächsten Jahren an unserem bisherigen Kurs festhalten und
damit fortfahren, die Hochschulen zukunftssicher aufzustellen. Dabei wollen wir
unsere Wissenschaft bei uns im Land stärken, Bildungsgerechtigkeit ausbauen und
international wettbewerbsfähig bleiben. Unsere Hochschulen und
Forschungseinrichtungen sind wichtige Orte der Neugier, des Lernens und des
Zusammenhaltes. Sie bieten Raum für gesellschaftliche Aushandlungsprozesse und
politische Auseinandersetzungen.
A. 3. 2. 1. Struktur und Finanzierung
Unsere Hochschulen brauchen Planungssicherheit. Deswegen werden wir die
Grundfinanzierung der Hochschulen weiterhin verlässlich erhöhen. Für uns steht
fest, dass keine staatliche Hochschule in Schleswig-Holstein in ihrer Existenz
gefährdet sein darf.
Die Rolle der Fachhochschulen befindet sich aktuell mehr denn je im Wandel.
Daher möchten wir gemeinsam mit den Hochschulen die Rolle der
Fachhochschulprofessur adäquat weiterentwickeln.
Um dem bestehenden Fachkräftemangel in den sozialen Berufsfeldern
entgegenzuwirken, wollen wir zunächst dem Fachkräfte- und Dozierendenmangel
entgegenwirken. Dazu sollen Professuren attraktiver werden und die Anzahl der
Promotionsstellen ausgebaut werden. Auf lange Sicht wollen wir damit den
dringend benötigten Nachwuchs ausbilden.
Neben der Sicherung unserer bisherigen Hochschulstandorte wollen wir eine
Erweiterung der öffentlichen Hochschullandschaft durch die Etablierung von
Fachbereichen in Neumünster, priorisiert im Bereich eines Pflegestudiums.
Wir werden uns auch weiterhin für den Ausbau der Mitbestimmungsstrukturen
innerhalb der Hochschuldemokratie einsetzen und gemeinsam mit den Statusgruppen
über mögliche Anpassungen der Gremienstrukturen beraten. Wir setzen uns für eine
Stärkung studentischer Partizipation bei politischen Prozessen ein und
unterstützen die Institutionalisierung der Landes-ASten Konferenz.
Wir möchten die Hochschulen auch in ihrer Rolle als Arbeitgeber*innen stärken.
Wir werden gemeinsam mit den Personalräten und anderen Hochschulgremien Wege
suchen, Weiterbildungsmöglichkeiten mit Aufstiegsperspektiven für den Mittelbau
und für das technisch administrative Personal zu schaffen. Wir halten weiterhin
am Grundsatz „Dauerstellen für Daueraufgaben“ fest. Wo dieser Grundsatz noch
nicht ausreichend umgesetzt ist, werden wir das ändern.
Um auch studentischen Beschäftigten einen fairen und guten Arbeitsplatz bieten
zu können, unterstützen wir die Forderung der gewerkschaftlichen Kampagne
TVStud. Unser Ziel ist auch hier eine tarifliche Entlohnung.
A. 3. 2. 2. Digital und international
Wir wollen sowohl im Bereich der digitalen Infrastruktur, der Ausstattung und im
Zugang zu digitalen Ressourcen nachlegen. Es gilt sowohl die Vorteile der
Digitalisierung zu nutzen als auch einen kritischen Umgang mit digitalen
Lösungen zu entwickeln. Sichere IT-Systeme sind besonders im Bereich der
Forschung relevant, aber auch Cloud-Lösungen müssen höchsten
Sicherheitsstandards genügen. Außerdem setzen wir auf den weiteren Ausbau von
Open-Data und Open-Access.
Die Internationalisierung der Hochschulen und Forschungsinstitute über alle
Grenzen hinweg war und ist ein wichtiges Ziel unserer Hochschulpolitik. Studien-
und Forschungsaufenthalte internationaler Student*innen an hiesigen Hochschulen
und Forschungsstätten sowie Aufenthalte von Student*innen und
Wissenschaftler*innen an ausländischen Hochschulen sind wichtig.
Die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen wollen wir einfacher gestalten.
Bestehende Nachteile in Studienordnungen, bei der Anerkennung von
Studienleistungen oder im Beschäftigungsrecht wollen wir abbauen.
Gerade in der deutsch-dänischen Grenzregion setzen wir an den Hochschulen auf
einen deutlichen Ausbau der grenzüberschreitenden Bachelor- und
Masterstudiengänge. Wir wollen die Zusammenarbeit von deutschen und dänischen
Hochschulen fördern und setzen auf die Grenzregion als gemeinsamer,
grenzüberschreitender Innovations- und Bildungsstandort.
A. 3. 2. 3. Innovation und Exzellenz
Unsere Hochschulen sind wichtige Partner*innen für gesellschaftliche und
technische Innovation. Um diese Rolle strategischer zu füllen, unterstützen wir
die Idee von Innovationsagenturen nach dem D.Innova-Konzept. Wir unterstützen
das auf Bundesebene geplante Konzept. Die Förderung von Innovations-, Wissens-
und Technologietransfer ist insbesondere für den Standort Schleswig-Holstein
eine starke Perspektive, die wir aktiv nutzen wollen. Wir werden in Schleswig-
Holstein für eine starke regionale Struktur sorgen.
Um auch nach dem Hochschulabschluss beispielsweise den Zugang zu aktuellen
wissenschaftlichen Entwicklungen zu erleichtern, werden wir gemeinsam mit den
Hochschulen die Möglichkeit zu einem Auffrischungsstudium entwickeln.
Wir lehnen die Exzellenzstrategie der Bundesregierung ab. Sie unterstützt
gezielt einzelne Forschungsbereiche, trägt gleichzeitig aber zur Stärkung
elitärer Strukturen bei. Andere wichtige Fachbereiche bleiben bei dieser
wettbewerbsorientierten Finanzierung unberücksichtigt. Wir befürworten
stattdessen eine grundsätzliche Mittelerhöhung für die Hochschulen aus
Bundesmitteln um die Breite der Wissenschaftslandschaft zu fördern. Bis es eine
solche gerechtere Förderung gibt, werden wir die Universitäten in Schleswig-
Holstein trotzdem darin unterstützen, von der Exzellenzstrategie des Bundes zu
profitieren.
A. 3. 2. 4. Vielfalt, Gerechtigkeit und Gleichberechtigung
Wir setzen uns für Hochschulen mit den klügsten Köpfen unterschiedlichster
Hintergründe ein. Wir werden die Hürden für Studieninteressierte
unterschiedlichster Biographien abbauen. Hierzu werden wir die in der letzten
Wahlperiode geschaffene Studienstarthilfe für Studierende aus
Bedarfsgemeinschaften fortsetzen. Studiengebühren lehnen wir ab.
Um eine inklusive Hochschulkultur zu ermöglichen, setzen wir uns für mehr
Diversität beim Lehrpersonal ein.
Wir wollen Stress und Überforderung im Studium entgegenwirken. Zur Verbesserung
der Studienbedingungen trägt auch eine Verkleinerung der regulären Gruppengrößen
vor allem in Eingangsvorlesungen bei. Zusätzlich werden wir die
Aufenthaltsqualität auf dem Campus verbessern und Konzepte entwickeln, um
Lernstress zu reduzieren und die Perspektive von Studierenden in den vorhandenen
Strukturen zur Qualitätsentwicklung der Studienbedingungen stärken.
Wir setzen uns dafür ein, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass die
Hochschulen für mehr Studierende zugänglich sind und bessere berufliche
Perspektiven in der Wissenschaft bieten. Hochschulen müssen Orte der Neugier und
des Zusammenhaltes sein.Vor diesem Hintergrund lehnen wir einen Ausschluss von
Frauen durch ein Verbot der Vollverschleierung ab.
Wir wollen das Studentenwerk Schleswig-Holstein bei seinen wichtigen Aufgaben
der sozialen Infrastruktur auch künftig finanziell stärken. Insbesondere im
Bereich des studentischen Wohnraums und bei der psychosozialen Beratung sehen
wir die wachsenden Bedarfe.
Die Mieten und Lebenshaltungskosten in den Städten steigen auch für Studierende
immer weiter. Mit der von der Ampel-Koalition im Bund vorgesehenen BAföG-Reform
kann es gelingen, dass das BAföG endlich wieder zu einem wirksamen Instrument
der Bildungsgerechtigkeit wird. Wir werden darauf achten, dass
Berechnungsgrundlagen regelmäßiger und automatisch der Realität angepasst
werden, die Fördersummen, insbesondere fürs Wohnen, erhöht und das BAföG
insgesamt elternunabhängiger wird. Ein wichtiger Schritt ist außerdem die
Erhöhung der Altersgrenzen und die Schaffung von Fördermöglichkeiten für ein
Teilzeitstudium.
Studierende haben ein Recht auf die rechtzeitige Auszahlung ihres BAföGs. Um die
Bearbeitung von BAföG-Anträgen zu beschleunigen, werden wir das Studentenwerk
stärken, Prozesse modernisieren und digitalisieren.
Mit der Einführung der Diversitätsbeauftragten an den Hochschulen durch unsere
Hochschulgesetzesnovelle von 2015 haben wir eine wichtige Modernisierung
vorangetrieben. Daraus sind starke Stimmen für einen wertschätzenden Umgang mit
gesellschaftlicher Vielfalt auf dem Campus entstanden. Im Zuge der
Hochschulgesetzesnovelle 2022 haben wir die Befugnisse der
Diversitätsbeauftragten deutlich ausgebaut. Künftig wollen wir eine landesweite
Koordinierungsstelle für Diversität an schleswig-holsteinischen Hochschulen
schaffen.
Wir wollen dafür sorgen, dass die bestehenden Schutzlücken des Allgemeinen
Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) für Studierende und Stipendiat*innen geschlossen
werden. Hochschulen, die keine AGG-Beschwerdestelle eingerichtet haben, sollen
dafür künftig über die Ziel- und Leistungsvereinbarungen verpflichtet werden
können.
Wir werden unsere Hochschulen in die Lage versetzen adäquate Lösungen zu
ermöglichen, die eine geschützte Nutzung von Toiletten und Umkleideräumen für
trans*, inter, und nicht-binären Personen erlauben. Hierzu zählt neben dem
sensiblen Umgang auch die Schaffung von All-Gender-Restrooms.
Zudem werden wir in enger Absprache mit den Hochschulen sicherstellen, dass
selbstgewählte Namen und Pronomen von Studierenden und Mitarbeitenden erfasst
und genutzt werden. Sowie eine Unterstützung der sozialen Transition auch schon
vor der rechtlichen.
Regelungen, die die Repräsentation und Mitsprache von Frauen, inter*, nicht-
binären und trans* Personen in der Wissenschaft sichern, müssen in allen Gremien
und auf allen Ebenen gelten. Für die Besetzung von Professuren und anderen
Führungspositionen ist eine konsequente Verankerung von Quoten nötig.
Wir wollen die Partizipation und Sichtbarkeit von Frauen,inter*, nicht-binären
und trans* Personen in der Wissenschaft deutlich erhöhen. Dafür müssen
Auswahlverfahren für Spitzenpositionen transparenter und chancengerechter
gestaltet sowie die wissenschaftlichen Leistungen von Frauen ohne Gender Bias
anerkannt werden.
Um die Chancengerechtigkeit für alle Menschen mit Familienaufgaben im
Hochschulsystem zu gewährleisten, muss die Vereinbarkeit von Familie, Lehre und
Forschung weiter erhöht werden. Außerdem muss es Alternativen zu
befristeten Verträgen geben, die eine langfristige Lebensplanung ermöglichen.
Wir ermutigen und unterstützen die Hochschulen, die Auseinandersetzung mit
sexueller, romantischer und geschlechtlicher Vielfalt als Bestandteil in die
einschlägigen Curricula aufzunehmen.
A. 3. 3. Die Klimakrise verstehen
Um die Klimakrise zu verstehen und für sie zu sensibilisieren, braucht es Wissen
und Dialog. Wir wollen das Jahr 2023 zum Jahr der Klimabildung machen und eine
landesweite Klima-Projektwoche an die Kitas und Schulen bringen, die in
Kooperation mit der Wissenschaft, Verbänden und anderen Akteur*innen
durchgeführt wird. Auch darüber hinaus werden wir den Schulen die Möglichkeit
geben, ihr Engagement für die Klimabildung unkompliziert öffentlich sichtbar zu
machen. Darüber hinaus werden wir die Klimabildung in allen Lehrplänen an
allgemeinbildenden und beruflichen Schulen verankern.
Alle Menschen haben ein Recht auf Klimabildung und Bildung für nachhaltige
Entwicklung. Wir möchten dabei unterstützen, die Auswirkungen der Klimakrise zu
erkennen, Maßnahmen für den Klimaschutz zu bewerten und Mut zur Gestaltung der
Zukunft machen. Wir wollen Menschen ermutigen, eigene Handlungsstrategien für
ein klimaneutrales Leben sowie sozial gerechte Lösungen für die Klimakrise auf
lokaler und globaler Ebene zu entwickeln.
Die Bildung für nachhaltige Entwicklung soll im Zuge dessen ebenfalls an
berufsbildenden Schulen fest verankert werden. Als direkte Schnittstelle
zwischen Bildung und Arbeitswelt ergibt sich hier die Chance, im Unterricht
Lösungen für eine nachhaltige Arbeits- und Lebenswelt zu entwickeln. Dafür
werden wir für Themen mit Bezug zur Nachhaltigkeit, schulische Konzepte und
nachhaltige Lernumgebungen die notwendigen Ressourcen bereitstellen.
A. 3. 4. Lebenslanges Lernen und Medienkompetenz stärken
In einer sich schnell ändernden Gesellschaft und in Zeiten ständiger technischer
Transformation wird das lebenslange Lernen zu einer der wichtigsten Säulen
unseres Bildungssystems. Die Volkshochschulen und Bildungsstätten sind Träger
wichtiger gesellschaftlicher Prozesse. Bei dieser Aufgabe möchten wir sie
bestmöglich unterstützen. Daher wollen wir eine Neuauflage des
Weiterbildungsgesetzes zum Weiterbildungsfördergesetzes umsetzen.
Für uns ist die Erwachsenenbildung ein wichtiger Baustein zur
Bildungsgerechtigkeit im Alter. Wir wollen die Volkshochschulen darin
unterstützen, ihr Angebot weiter auszubauen und mehr Grundbildungszentren zu
schaffen. Außerdem soll ein flächendeckendes und leicht zugängliches Angebot für
Menschen mit geringeren Lese- und Schreibfähigkeiten entstehen.
Der kompetente Umgang mit Medien wird im Zeitalter der alles umfassenden
Digitalisierung und Globalisierung zu einer wesentlichen Voraussetzung für das
Funktionieren unserer Demokratie. Ebenso wie die Medien selbst, unterliegen auch
der Umgang mit ihnen und die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft einem rasanten
Wandel. Dieser birgt zugleich Chancen und Risiken. Deshalb ist Medienkompetenz
eine der Schlüsselkompetenzen unserer Zeit. Wir wollen Menschen aller
Altersklassen den mündigen Umgang und die kritische Auseinandersetzung sowohl
mit traditionellen als auch neuen Medienangeboten ermöglichen.
Wir setzen uns dafür ein, dass besonders Kindertagesstätten, schulische und
außerschulische Bildungseinrichtungen – auch der Jugend- und Erwachsenenbildung
– über eine ausreichende finanzielle, technische und fachliche Ausstattung
verfügen, um diesem Auftrag gerecht zu werden. Das medienpädagogische
Landeskonzept wollen wir modernisieren und kontinuierlich fortschreiben. Darüber
hinaus unterstützen wir eine verpflichtende Aufnahme des Faches Medienkompetenz
in die Curricula, insbesondere der erzieherischen und pädagogischen Berufe.
Wir wollen allen Bürger*innen die Möglichkeit der digitalen Teilhabe
sicherstellen. Menschen mit geringem Einkommen, ohne festen Wohnsitz oder
Menschen, die Schwierigkeiten mit der Benutzung von digitalen Endgeräten haben,
sollen durch Digitallots*innen die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Um
die digitale Teilhabe und Medienkompetenz der älteren Generation zu stärken,
setzen wir uns für ein landesweites Netzwerk von ehrenamtlichen Senior*innen-
Medienlots*innen ein. Öffentliche Orte wie Büchereien, Gemeindezentren oder
Senior*innentreffs wollen wir zu Erlebnisräumen für digitales Kennenlernen und
Ausprobieren gestalten. Hier können Menschen Grundlagen lernen, Webseiten bauen
oder ihre Steuererklärung digital abgeben. Dafür werden wir die Förderung der
„Digitalen Knotenpunkte“ fortführen. Insbesondere in den ländlichen Räumen
wollen wir in gemeinsamer Verantwortung mit den Kommunen die Büchereien nach
dänischem Vorbild zu Medienkompetenzzentren und „offenen Büchereien“ mit einem
attraktiven und niedrigschwelligen Angebot ausbauen.
Wir wollen den Landesbeauftragten für politische Bildung stärken und die
Vermittlung von Medienkompetenz zu einem seiner Schwerpunkte machen. Dazu soll
die Arbeit in diesem Bereich ausgebaut werden und Qualitätsmaterialien sowie
öffentlich-rechtliche Lernplattformen bereitgestellt werden.